Die Welt ist nicht nur schlecht: Hier finden Sie ausschließlich gute SPIEGEL-Nachrichten aus der Woche, die Mut machen.
Samstag, 4. Januar 2025
Heiner Hoffmann
Liebe Leserin, lieber Leser.
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Philip hat Delfine gesehen während seines Trips in Cancún, Mexiko. Nicht im Meer, sondern im Rausch. Er hat Ibogain eingenommen, eine Substanz aus der Wurzelrinde des westafrikanischen Ibogastrauchs – ein hochpotentes Psychedelikum, und ein sehr gefährliches. Wie meine Kollegin Katrin Kuntz in diesem sehr spannenden Text beschreibt (S+)
, boomt der Tourismus rund um psychedelische Erfahrungen in Mexiko. Viele Substanzen sind dort – zumindest eingeschränkt – erlaubt, andere wie Ibogain unreguliert, also weder legal noch illegal. Das zieht Menschen aus aller Welt an.
Dabei geht es vielen nicht um Bewusstseinserweiterung als Freizeitspaß, sondern um viel mehr: Philip zum Beispiel ist drogensüchtig, er nimmt regelmäßig Ketamin. Der Berliner hat bereits zahlreiche Entzugsversuche hinter sich, der Trip nach – und in – Mexiko soll nun endgültig den Durchbruch bringen. Drogen mit Drogen bekämpfen, das klingt zunächst verrückt. Doch in dem Zentrum in Cancún, das Kollegin Katrin Kuntz besucht hat, erfolgt die Einnahme unter strenger Aufsicht. Den Besuchern werden Herzströme gemessen, sie werden gründlich untersucht. Die psychedelischen Substanzen sollen ihnen dabei helfen, die eigenen Probleme zu konfrontieren – und neue Denkmuster zu schaffen. Es soll ein Ausweg sein aus Drogensucht, Depressionen, Traumata.
Pillen in der Bambusschale: Zehn Kapseln Ibogain nehmen die Kundinnen und Kunden ein
Marian Carrasquero / DER SPIEGEL
Doch der Ibogain-Trip birgt auch Gefahren, Herzversagen zum Beispiel. Ein Todesopfer habe es auch bei Beond bereits gegeben, schreibt Katrin. Für viele Betroffene ist eine Ibogain-Behandlung trotzdem der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern.
Im Fall von Philip scheint es bislang funktioniert zu haben. Einen Monat nach Mexiko hat Katrin ihn in Berlin wiedergetroffen, wo er inzwischen ein drogenfreies Leben führt. Nicht einmal auf Kaffee und Zigaretten habe er mehr Lust, erzählt er. Lesen Sie die ganze Geschichte
hier (S+).
Was diese Woche noch gut war – für die Welt:
Achtjähriger überlebt fünf Tage unter Löwen und Elefanten Ein »wahres Wunder« nennt Parlamentsmitglied Mutsa Murombedzi die Rettung von Tinotenda Pudu. Der achtjährige Junge wurde nach fünf Tagen allein in der Wildnis in Simbabwe
gefunden. Tinotenda habe sich verirrt und sei in den »unbarmherzigen« Matusadona-Wildpark im Norden des Landes geraten, schreibt die Abgeordnete auf X. Er verbrachte fünf Tage »auf einem Felsvorsprung schlafend, inmitten brüllender Löwen und vorbeiziehender Elefanten«, so Murombedzi. Sein Wissen über die Wildnis und seine Überlebenskünste hätten den Jungen vor dem Tod bewahrt. Tinotenda überlebte seine Tortur, indem er wilde Früchte aß. Zudem habe er mit einem Stock kleine Brunnen in trockene Flussbetten gegraben, um an Trinkwasser zu gelangen – eine Fähigkeit, die man in dem von Dürre geprägten Gebiet lernt.
Hier die ganze Meldung zum Wunder von Simbabwe.
45 Regale freies China Yu Miaos Buchladen in Shanghai war eine Institution. Er hatte Bücher im Angebot über Demokratie und Rechtsstaat, über Feminismus oder die Situation der Tibeter. Mehr noch: Innerhalb von fünf Jahren organisierte der 52-Jährige 800 Lesungen, Filmabende und Konzerte. Der Laden wurde zum Treffpunkt des intellektuellen Shanghai, eine Insel des freien Denkens. Zu frei für den chinesischen Zensurapparat. »Wir bekamen Listen mit Autoren, deren Bücher wir aussortieren sollten«, erinnert sich Yu. Doch der Buchhändler weigerte sich. Der Mietvertrag des Ladens wurde daraufhin nicht mehr verlängert. Miao zog in die USA um, nach Washington. Dort hat er seinen Laden nun wiedereröffnet, deutlich kleiner zwar, aber mit beachtlichem Erfolg: »Das Geschäft läuft viel besser, als ich erwartet hatte«,
erzählt Yu. Und auch die Veranstaltungen sind wieder angelaufen, fernab der Kontrolle durch die Kommunistische Partei. Den ganzen Text meines Kollegen Cornelius Dieckmann lesen Sie hier (S+).
Buchladen in Washington: Yu Miao macht im Ausland weiter
Stephen Voss / DER SPIEGEL
Herzogin Meghan gibt Comeback auf Instagram Meghan Markle ist zurück auf Instagram. Innerhalb kürzester Zeit hat ihr Account bereits mehr als eine Million Abonnenten angesammelt. Die Herzogin und Ehefrau von Prinz Harry hatte nach der Hochzeit 2018 ihre Social-Media-Kanäle stillgelegt. Inzwischen gilt ihre Beziehung zum Rest des Königshauses als zerrüttet, nicht zuletzt wegen Harrys Offenbarungs-Autobiografie »Reserve« und einer Netflix-Doku-Serie, in der das Paar seine Entfremdung vom Königshaus verarbeitete. Auf Instagram will Meghan nun für einen fröhlichen und verantwortungsvollen Umgang mit den sozialen Medien werben. Ihr erster Post: Mit der Hand schreibt sie 2025 in den Sand. Ob es wirklich bei solch konfliktfreien Posts bleibt?
Mehr zum Thema finden Sie hier.
Mehr Frauen in den Vorständen der Dax-Konzerne Frauen erobern immer mehr Spitzenpositionen in der deutschen Wirtschaft. Nach einer Auswertung der Personalberatung Russell Reynolds ist ihr Anteil in den Vorständen der Dax-Konzerne im vergangenen Jahr von 23 Prozent auf mehr als 25 Prozent gestiegen. Erstmals werden drei Dax-Konzerne von einer Vorstandsvorsitzenden geführt: die Commerzbank
von Bettina Orlopp, Daimler Truck von Karin Rådström und Merck von Belén Garijo. Seit 2020 nahm der Anteil der Frauen im Topmanagement der größten deutschen Aktiengesellschaften von 13 auf 25 Prozent zu. Elf Frauen wurden im vergangenen Jahr in den Vorstand eines Dax-Konzerns bestellt. Allerdings scheiden Frauen weiterhin deutlich früher wieder aus als Männer: Fünf weibliche Vorstände haben 2024 ihre Posten geräumt, alle nach höchstens drei Jahren im Amt.
Was gut ist – für Sie:
Die Energiewende scheint zu funktionieren Derzeit wird heftig diskutiert über Deutschlands Energiepolitik. Von Dunkelflaute ist oft die Rede, also einem temporären, fast vollständigen Ausfall von Solar- und Windkraft. Auch ein starker Preisanstieg im Großhandel hatte die Debatte weiter angefacht. Doch eine Datenrecherche des SPIEGEL zeigt nun: Es gibt einige gute Nachrichten aus dem Energiebereich. Die Preise zum Beispiel haben sich wieder stabilisiert. Und Deutschland erzeugt so viel grünen Strom wie nie zuvor; der Ausbau der Erneuerbaren geht also voran. Vor allem die Windkraft boomt. Auch in Sachen Solarstrom gibt es gute Nachrichten, mehr als 400.000 sogenannte Balkonkraftwerke wurden 2024 angemeldet. Und immer mehr Privathaushalte schaffen sich Stromspeicher an, um die befürchtete Dunkelflaute gerade in den
Wintermonaten zu überbrücken. Die ganze Datenauswertung lesen Sie hier. (S+)
So kommen Sie billiger an eine Immobilie Gerade ist eine gute Zeit, um sich eine Immobilie zuzulegen. Die Zinsen sind gesunken, die Preise sind längst nicht mehr so hoch wie früher, könnten aber bald wieder steigen. Wäre da nicht dieses eine große Problem – das Geld. Doch vielleicht können wir helfen: Mein Kollege Jens Radü hat gemeinsam mit dem Finanzfachwirt Helmut Weigt einige Tipps zusammengetragen, wie sich richtig Geld sparen lässt. Lesen Sie die nützlichen Ratschläge hier. (S+)
Neues vom Planeten Knete Nach fast zwanzig Jahren kommt ein neuer Spielfilm mit dem Puppenpaar Wallace & Gromit. Mein Kollege Oliver Kaever hat das Filmstudio im britischen Bristol besucht, das die Kultfiguren zum Leben erweckt. Dort wird noch wie eh und je per Hand geknetet. Seit knapp zwei Jahren arbeiten die Macher an »Wallace & Gromit: Vergeltung mit Flügeln«. Es ist der erste abendfüllende Spielfilm mit dem Duo seit rund 20 Jahren. Stop-Motion-Filme mit Knetfiguren herzustellen, ist aufwendig und dauert lange. »Unsere Arbeit ist eine Feier des Unperfekten«, sagt Nick Park, einer der Regisseure des Films und Erfinder der Figuren. Seit dem 3. Januar ist der neue Film bei Netflix abrufbar – ausgerechnet der Plattform, die mit digitaler Disruption unsere Sehgewohnheiten verändert hat wie keine
andere. Aber zu den Widersprüchlichkeiten des Streamingzeitalters gehöre eben auch die Sehnsucht nach dem Handgemachten, schreibt Kollege Oliver. (S+)
Knetfiguren Wallace & Gromit: Nach 20 Jahren als Spielfilm zurück
Netflix
Elterninitiative für handyfreie Schule Die Elterninitiative »Smarter Start ab 14« setzt sich dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler bis einschließlich der 9. Klasse ihre Smartphones während der Schulzeit abgeben müssen. Am 4. Dezember startete der Verein eine Petition, um die Politik zu entsprechendem Handeln aufzufordern. Bis Ende Dezember hatten knapp 37.000 Menschen unterschrieben.
In diesem Interview (S+) erklärt Mitgründerin Verena Holler, was sie antreibt und warum an vielen Schulen in den USA die Lernenden ihre Smartphones bereits abgeben müssen. Auch ein Hamburger Gymnasium habe ein solches »Away for the Day«-Modell eingeführt – mit Erfolg, wie Holler erzählt. »Es hieß, die Schülerinnen und Schüler hätten in den Pausen wieder öfter nach Bällen und Tischtennisschlägern gefragt.«
Und sonst?
In der vergangenen Woche hat sich der SPIEGEL vom Alles-Gute-Newsletter anstecken lassen und in der ersten Ausgabe des Jahres voll auf das Prinzip Hoffnung gesetzt. In der Titelgeschichte werden 100 Menschen vorgestellt, deren Geschichten Hoffnung machen. Sie retten Moore, streiten für Gerechtigkeit oder erforschen das Weltall. So wie die Schülerin Anna Maria Weiß, die einen neuen Planeten entdeckt hat. Oder die Physikerin Friederike Otto, die gemeinsam mit einem Kollegen ein Modell entwickelt hat, das die konkreten Folgen der Klimakrise aufdeckt.
Die Lektüre der 100 Porträts macht den Start ins neue Jahr auf jeden Fall hoffnungsfroher, denn die Geschichten dieser beeindruckenden Menschen zeigen: Man muss all den Krisen nicht einfach nur zusehen. Es lässt sich vieles verändern, im Großen wie im Kleinen. Das sehe ich auch hier in meiner Wahlheimat Afrika immer wieder: Menschen, die anpacken, die Dinge umkrempeln wollen, selbst Unternehmen oder Nichtregierungsorganisationen gründen, oder einfach nur andere persönlich unterstützen, denen es nicht so gut geht wie ihnen selbst.
In diesem Sinne: Haben Sie ein erfolgreiches, selbstbestimmtes, gesundes neues Jahr. Wir werden mit den guten Nachrichten auf jeden Fall weitermachen. Wenn Sie sich noch nicht für unseren wöchentlichen Newsletter angemeldet haben, können Sie ihn hier gratis bestellen.
Ihr Heiner Hoffmann, Afrika-Korrespondent im Projekt »Globale Gesellschaft« im Auslandsressort des SPIEGEL
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