Rund um die Welt locken spannende Ziele für den nächsten Urlaub. Wir haben die neuen Trends für 2025 zusammengestellt und verraten Ihnen, wo Zugreisen sich besonders lohnen und wie sich Weitwandertrips planen lassen.
Wenn ein neues Jahr beginnt, ist einer der schönsten Gedanken für mich, wohin es mich wohl führen wird. Die Frage betrifft den Lebensweg insgesamt. Was wird sich verändern, was bleibt? Aber ich denke dabei auch an die physischen Strecken, die ich zurücklegen werde – sei es im Alltag oder in den Ferien. Es ist eine buchstäblich bewegende Frage: Wo will ich hin?
Die Segel sind noch nicht gesetzt: Wohin könnte die Reise gehen?
Elektrons 08 / plainpicture
Beim Aufräumen fand ich eine dieser Gratispostkarten wieder, die ich einmal irgendwo in einer Kneipe mitgenommen hatte: Darauf sind Gleise mit einer Dampflokomotive zu sehen, und über der Dampfwolke, die aus dem Schornstein quillt, steht das Zitat »Gehe einmal im Jahr irgendwohin, wo du noch nie warst.« Danke, Dalai Lama, gutes Motto!
Ich kenne viele Leute, die immer an denselben Ort fahren, um Urlaub zu machen. Und ich kann das Bedürfnis nachvollziehen, irgendwo landen zu wollen, wo ich sicher weiß: Da geht es mir gut, da kann ich entspannen. Habe ich auch schon gemacht. Es funktioniert. Vor allem mit Kindern.
Mein Herz schlägt aber für die Reisen an Orte, an denen Unbekanntes auf mich wartet. Als ich neulich in Büchern über Zugreisen blätterte, entstand in meinem Kopf eine ganze Liste von Schienentrips, die ich unbedingt machen möchte: nach Italien ins Piemont zum Beispiel. Nach Finnland, um an Städten wie Turku, Kokkola, Oulu und Lahti vorbeizukommen und irgendwo Urlaub in einer roten Holzhütte zu machen. Meinen
Text über Sehnsucht entfachende Bahnstrecken finden Sie hier (S+).
Geht es nach meinen Kindern, dann ist der Norden Europas ohnehin besser für Ferien geeignet als der Süden. Im vergangenen Sommer waren wir bei 40 Grad Celsius in Südfrankreich und Italien unterwegs. Viel mehr als Pool war an manchen Tagen nicht drin – und auch das war nicht so erholsam, wie es vielleicht klingt. Selbst die Kinder schnauften, und manchmal sehnten wir uns die Brise und die mäßigen Temperaturen herbei, die wir aus Dänemark kennen. Dort hatten wir im Jahr zuvor Urlaub gemacht.
Was an dieser Coolcation großartig war und was nicht, können Sie hier nachlesen (S+).
Badende: Abkühlung erwünscht?
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Haben sich Ferien in nördlicheren Breiten tatsächlich zu einem Trend entwickelt? Dazu hat mein Kollege Philipp Laage die Geschäftsführerin der Reiseveranstalter Nordic Holidays und Norway ProTravel, Janka Schelb, interviewt. Sie sagt: »Coolcation
ist ein Modewort, aber auch ein Trend, der sich klar in unseren Buchungen widerspiegelt. Wir sehen ein zunehmendes Interesse an den nordischen Ländern. Das liegt sicher auch am Klimawandel: Es gibt viele Menschen, denen es im Sommer auch hierzulande schon zu warm ist und die sich überhaupt nicht vorstellen können, einen Urlaub bei 40 Grad im Süden Europas zu verbringen.«
Was wird 2025 für ein Reisejahr? Wohin werden die Menschen reisen? Werden sie wegen Trump die USA meiden? Welche Rolle werden nachhaltige Angebote spielen? Mein Kollege Philipp Laage hat fünf Fachleute interviewt.
Hier sind ihre Einschätzungen (S+).
Wohin des Wegs? Meine Lesetipps
Frau mit Fernglas: Wo will ich hin?
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Sechs Athener zeigen ihre Lieblingsviertel: Akropolis, Olympiastadion und dann raus aus der Stadt – so erleben viele Reisende Athen. Und verpassen Ecken voller Kunst, Kultur und eklektischen Nachtlebens. Eine Tour durch besondere Nachbarschaften (S+).
Hipper reisen:
Inspiration für noch mehr besondere Entdeckungen in Metropolen wie Sydney, London und Marseille finden Sie in diesem Text über die coolsten Stadtviertel der Welt (S+). Gekürt hatte sie das Magazin »Time Out«.Auch Reiseführerverlage wie Lonely Planet und Marco Polo geben jedes Jahr Tipps ab, welche Ziele sich lohnen könnten – diesmal waren
Wuppertal (S+) und Toulouse (S+) dabei, Kanada und Kamerun.
14 Monate entlang Afrikas Westküste – und jetzt am Ziel Kapstadt:
Wiebke Lühmann hat mit ihrem Rad Länder wie Marokko, Gambia, Liberia und Elfenbeinküste durchquert. Wir haben sie gefragt, was ihr Leitsatz in besonders schwierigen Situationen ist: »Einfach weiter machen, egal, wie langsam. Auf den Schlammstraßen gab es Tage, da wären wir schneller zu Fuß gewesen, als das Fahrrad mitzuschleppen«, sagte sie. »Gleichzeitig nicht zu hart mit sich sein. Manchmal haben wir auch ein Taxi oder einen Bus genommen. Man darf sich nicht über einen zu langen Zeitraum quälen.«
Mehr über Wiebkes Erlebnisse, Krisen und Risiken der Fahrt lesen Sie hier (S+).
Wissen Sie, wo das ist? Die richtige Antwort finden Sie am Ende des Newsletters.
Ein Bild zum Rätseln
Getty Images
Reisebüro – eine Frage, eine Antwort
Oft werden meine Kolleginnen und ich um Rat gebeten: Wie finde ich einen günstigen Flug? Ist es okay, ein Picknick aufs Hotelzimmer zu schmuggeln? Ab welchem Alter haben Kinder Spaß in Rom? Auch Ihnen helfen wir gern weiter. Schreiben Sie uns Ihre Reisefrage an: reise.leserpost@spiegel.de. Betreff: »Reisebüro«
Ihre Frage: »Ich möchte eine Gruppenreise in die Lüneburger Heide organisieren: eine mehrtägige Wanderung im August mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Worauf muss ich beim Buchen achten?« Leserin Barbara Köhler aus dem Taunus
Unsere Antwort: Die erste gute Nachricht: Vermutlich blüht die Heide, wenn Sie, liebe Frau Köhler, unterwegs sein wollen. Das sagte mir Nancy Kruse, Expertin für die Lüneburger Heide und tätig für das lokale Tourismusmarketing. »Im August befinden wir uns in der absoluten Hochsaison«, sagt Kruse. Frühes Buchen sei angeraten.
Aber was genau? Empfiehlt sich ein fester Standort mit Tageswanderungen von dort? Oder lieber drei, vier unterschiedliche Unterkünfte – und stets weiter wandern mit leichtem Gepäck?
»Es ist beides möglich«, sagt Kruse. »Bei verschiedenen Unterkünften lassen sich die Etappen des Heidschnuckenwegs, unseres Premiumwanderweges in der Lüneburger Heide, wunderbar laufen. Bei einem Standort sind die Rundwanderwege – die sogenannten Heideschleifen, von denen es zwölf gibt – eine gute Alternative. Als Ausgangspunkt eignet sich Undeloh, eines unserer besonderen Heidedörfer. Es liegt mitten im Naturpark Lüneburger Heide.«
Und wie sieht es mit der Anreise aus? Kann ich Anfang- und Endpunkte der Tour oder der einzelnen Etappen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen? Diese und mehr Fragen stellte sich auch meine Kollegin Antje Blinda, die Teile des Heidschnuckenwegs bereits gewandert ist. In einem sehr informativen Text verrät sie die besten Tricks für die Planung einer Mehrtageswanderung
. Antjes Tipp: »In manchen Regionen verkehren zur Hochsaison Wandershuttle – wie der Heide-Shuttle in der Lüneburger Heide
.« Weitere Fragen, die sie in ihrem Text – ganz allgemeingültig auch für andere Regionen – klärt: Wo übernachte ich? Und wandere ich mit oder ohne Gepäck?
Hier gibt es Futter – für Kopf und Bauch
Gute Bücher und gutes Essen machen satt und glücklich. An dieser Stelle haben wir zweierlei für Sie:
Treppenhaus im Meßberghof: Blattgold an den Pfeilern
Michael Pasdzior
Für den Kopf: Mitte Dezember traf ich Bernd Allenstein, der sich seit mehr als 20 Jahren mit den Hamburger Kontorhäusern beschäftigt und nun ein Buch über sie veröffentlicht hat (S+)
. Darin geht es um die traditionsreichen, bis zu zehngeschossigen Bürogebäude, die ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts nördlich der Hamburger Speicherstadt errichtet wurden – zu einem großen Teil im Stil des Backsteinexpressionismus. Das Chilehaus ist sein wohl berühmtester Vertreter.
Genau gegenüber von diesem steht der Meßberghof, ein weiteres Kontorhaus, dem ich ehrlicherweise noch nie viel Aufmerksamkeit geschenkt habe, obwohl ich es aus meinem Bürofenster in der SPIEGEL-Redaktion sehen kann. Umso erstaunter war ich, als mir Allenstein bei einer Führung den Hof zeigte und mir dessen Geschichte erzählte.
Ursprünglich hieß das von den jüdischen Architekten Hans und Oskar Gerson erbaute Gebäude Ballinhaus – nach dem bedeutenden jüdischen Reeder Albert Ballin. Doch die Nationalsozialisten benannten es 1938 um. Architekt Oskar Gerson floh 1939 in die USA, und schließlich ließ sich in dem nun als Meßberghof bekannten Haus die Firma Tesch & Stabenow nieder.
»Sie verkaufte Zyklon B nach Auschwitz, durch das Hunderttausende von Jüdinnen und Juden den Tod fanden«, sagte Allenstein, als wir vor dem Haus standen, und deutete auf eine Erinnerungstafel an der Hauswand aus Backstein. Wie oft ich an dieser schon vorbeigelaufen war – und sie keines Blickes gewürdigt habe.
Details wie diese stehen der Ästhetik der Kontorhäuser gegenüber. »Manchmal – so zum Beispiel im Hindenburghaus – verschlägt es mir fast den Atem«, sagt Michael Pasdzior, der die Fotos für das Buch machte. »Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, welche architektonischen Glanzleistungen sich hinter oft schlichten Fassaden verbergen.«
Ich habe mir vorgenommen, künftig mit offeneren Augen durch meine Stadt zu laufen. Und das ist nicht mein einziger Vorsatz für 2025.
Für den Bauch: »Wer weniger wegwerfen und sich selbst etwas Gutes tun möchte, muss Wege finden, übrig Gebliebenes zu verwerten«, schrieb mein Kollege Sebastian Maas einmal zu Beginn des Jahres – und versuchte sich dann an einem 90-Cent-Curry aus Gemüseresten. Probieren Sie es mal aus!
Das war was – Reisepannen, die in Erinnerung bleiben
Mehr noch als den schönsten Sonnenuntergang behält man oft im Kopf, was im Urlaub gründlich danebenging. Welche »Das darf doch wohl nicht wahr sein«-Situation hatten Sie unterwegs zu meistern? Schreiben Sie uns an:reise.leserpost@spiegel.de
. Betreff: »Reisepannen«. Einige Ihrer Antworten möchten wir nach Rücksprache gern veröffentlichen.
Berge bei Antalya: Das Hinterland ist fast überall auf der Welt gut für Überraschungen
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»Wir waren Anfang vergangenen Jahres mit zwei Kleinkindern in Antalya. Einmal fuhren wir mit dem Mietauto in ein im Reiseführer erwähntes Dorf in den Bergen. Der Hinweg führte über eine schmale Straße, er war anspruchsvoll, aber wunderschön. Der kleine Jeep quälte sich zumeist im zweiten Gang entlang von Schluchten und durch Bäche. Zurück sollte es über die neue Hauptstraße gehen, die auf der Karte eingezeichnet war. Doch es stellte sich heraus: Sie war noch nicht gebaut.
Also über den Schleichpfad zurück. Inzwischen regnete es, das Verdeck des Jeeps hatte Löcher, es wurde dunkel. Als es zu schneien begann, wuchs unsere Angst, mit den abgefahrenen Sommerreifen den Hang herunterzustürzen. Die Frontlampen strahlten hell wie Christbaumkerzen, es war fast nichts zu erkennen. Als uns ein Auto überholte, konnten wir wenigstens diesem folgen.
Hinter jedem rutschigen Hang blieb der andere Wagen kurz stehen. Wir wussten erst nicht, warum. Bis wir merkten, dass er auf uns wartete. Vielleicht, um zu sehen, ob wir Hilfe benötigten? Mehr als zwei Stunden lang überholten wir uns im Schritttempo gegenseitig – und warteten aufeinander. Wir haben uns nie kennengelernt. Doch das Aufeinanderachtgeben hat uns beeindruckt.«
Stefan Vogel, Cortnitz
Ich wünsche Ihnen viele unvergessliche Reisemomente im neuen Jahr – ob vor der Haustür oder in der weiten Ferne.
*Auflösung des Bilderrätsels: Das Foto zeigt den sogenannten Blue Pond, den Blauen Teich, in Shirogane auf der japanischen Insel Hokkaido. Falls Sie ihn erkannt haben, waren Sie entweder schon mal da – oder Sie kennen das Motiv als Bildschirmschoner auf einem Apple-Computer. Das Besondere: Mal erscheint er in milchigem Blau, mal in Türkis, mal in Grün, abhängig von Jahreszeit und Wetterverhältnissen. Dass die Farben so intensiv sind, liegt an den Aluminiumpartikeln, die die Zuflüsse mit sich führen: Sie reflektieren das Licht.
Der Teich entstand, da man die nahe gelegene Stadt Biei vor dem aktiven Vulkan Tokachi-dake schützen wollte und eine Art Damm baute. Der Blue Pond bildete sich an einer Stelle, an der zahlreiche Lärchen standen. Von vielen sind nur noch tote Stämme übrig, die aus dem Wasser ragen. Eine wahrlich mystische Szenerie, die im Winter abends angestrahlt wird.
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