Evolution, Challenger-Katastrophe, trauernde Killerwale: Die Leseempfehlungen der Woche aus der Wissenschaftsredaktion des SPIEGEL.
Die Spinnenschwanzviper lebt in den Steinwüsten Irans – und sieht so aus, wie ihr Name schon sagt: Ihr Körper ist kaum vom Untergrund zu unterscheiden, abgesehen von ihrer Schwanzspitze, die weithin sichtbar hin und her zuckt. Das Körperende gleicht einer Spinne, die im Geröll umherzuhuschen scheint. Die Attrappe dient als Köder: Wenn ein Vogel nach ihr pickt, schnappt die Schlange zu.
Der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins hat solchen Anpassungswundern der Natur ein Buch gewidmet. Mein Kollege Johann Grolle stellt es vor. Das über Jahrmillionen der Evolution entwickelte Erscheinungsbild eines Lebewesens sendet laut Dawkins eine Botschaft, die für den Betrachter geschrieben wurde: Für die Augen eines Geschlechtspartners etwa soll es attraktiv, für die eines Rivalen bedrohlich und für die eines Räubers möglichst unsichtbar sein. Oder irreführend, wie im Fall der Spinnenschwanzviper.
Am sandfarbenen, grob gemusterten Schuppenkleid von Krötenechsen ist abzulesen, dass sie in einer Wüstenlandschaft zu Hause sind. Das Fell eines Tigers lässt darauf schließen, dass er zumeist durch hohes Gras oder Unterholz streift, das von vertikalen Schatten geprägt ist. Und die mit den Seepferdchen verwandten Großen Fetzenfische geben durch die Vielzahl ihrer blattförmigen Auswüchse kund, dass sie in Braunalgenwäldern leben.
Axolotl: Ein Leben lang Larve
Stephen Dalton / DEEPOL / Plainpicture
Einige Tiere geben sogar vor, Ungeheuer zu sein, die es gar nicht gibt: Die Raupe einer in Australien heimischen Motte etwa reckt bei Gefahr ihren Hinterleib empor und pumpt diesen dabei ballonartig auf. Sichtbar wird ein Monstergesicht mit gelb umrandeten Augenflecken und einer imposanten Zahnreihe.
Axolotl wiederum, das sind in mexikanischen Vulkanseen lebenden Schwanzlurche, verbringen ihr gesamtes Leben im Larvenstadium. Eine Metamorphose in landlebende Tiere findet bei ihnen normalerweise nicht statt. Im Notfall – bei Trockenheit etwa – können sie aber die Entwicklungsstufe zünden und sich in Landlebewesen verwandeln.
Könnten auch im Menschen noch verschüttete Entwicklungsprogramme aus der Vorzeit schlummern? Johanns Antwort auf diese Frage und weitere Tricks der Evolution können Sie hier (S+)
nachlesen.
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Zeichen der Trauer : Forschende haben ein Orca-Weibchen vor der US-Westküste gesichtet, das sich nicht von seinem verstorbenen Jungtier trennen
kann und es immer wieder an die Oberfläche schiebt.
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Bild der Woche
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