Ist es Liebe? Hass? Oder beides? Warum die Beziehungsgeschichte zwischen Deutschland und den USA gerade jetzt wieder wichtig ist, lesen Sie in diesem Newsletter.
An welche Dinge aus ihrer eigenen Vergangenheit können Sie sich am besten erinnern? An die ruhigen und alltäglichen Momente oder jene, in denen einiges los war? In denen Sie wütend, beglückt oder überfordert waren?
Aus der Erinnerungsforschung wissen wir, dass es vor allem solche emotional besetzten Ereignisse sind, die mit großen Gefühlen verbunden sind. So gesehen dürfte es ein denkwürdiger Sommer werden. Die Schüsse auf Donald Trump am vergangenen Samstag haben darauf einen Vorgeschmack geliefert. Nicht nur in den USA schlug das Emotionspendel heftig aus. Auch in Deutschland reichten die Reaktionen von Bestürzung und Sorge über Irritation bis Häme.
Gefühle sind ein Thema, das in der Geschichtswissenschaft lange vernachlässigt wurde. Dabei schraffieren sie unsere Gesellschaften und unser Denken. In der neuen Ausgabe von SPIEGEL Geschichte spielen sie eine wichtige Rolle.
Anlässlich der im November anstehenden US-Wahlen werfen wir einen Blick auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Wie hat sich das Verhältnis zwischen US-Amerikanern und Deutschen entwickelt? Welche Momente und Erfahrungen prägen unserer Bild voneinander?
Dabei geht es um die Macht der kleinen Dinge, um Brezeln, Blue Jeans und Osterhasen ebenso wie um den emotionalen Einfluss der großen welthistorischen Ereignisse.
Etwa des 26. Juni 1963, als auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs 400.000 Menschen vor dem Rathaus Schöneberg Präsident John F. Kennedy zujubelten. »Ich bin ein Berliner« war für die Menschen keine daher gesagte Freundlichkeit, sondern ein Bekenntnis, das die Sicherheit West-Berlins zur amerikanischen Staatsräson erkläre.
Es war nur einer, von vielen Höhepunkten in einer langen, oft auch schwierigen Geschichte, die sich mit dem Wort »Hassliebe« treffendbeschreiben lässt.
Schauspielerin Marlene Dietrich mit US-Soldaten (koloriert): Große Gefühle
Irving Haberman / IH Images / Getty Images; Kolorierung: hey folks / DER SPIEGEL
Selbst bei der Unabhängigkeit spielten sie eine gewichtige Rolle, wie die Geschichte des »eventuell schwulen Preußen« (S+)
Wilhelm von Steuben zeigt. Der preußische Offizier drillte einst US-Soldaten im Unabhängigkeitskrieg und half George Washington dabei, die englischen Truppen zu schlagen. Heute tobt um den Helden von einst ein Deutungskampf: Aktivisten erklären ihn zur homosexuellen Galionsfigur, Kinderrechtler wollen seine Statue stürzen.
Ex-Fußballprofi Jimmy Hartwig: Emotional und komplex
Florian Generotzky / DER SPIEGEL
Es geht darum, wie aus Freunden Feinde wurde; und aus Feinden Partner. Die Beziehung war auch im Kalten Krieg kompliziert: Es gab die Luftbrücke ins blockierte Berlin, die Vietnamprotesten und den umstrittenen Nato-Doppelbeschluss. Und auch abseits der großen Bühne blieb es so emotional wie komplex. Etwa wenn es um die Tausende Kinder ging, die schwarze US-Soldaten nach dem Krieg zeugten. Wie schwer es diese »Brown Babys« hatten, zeigt die
Geschichte des ehemaligen HSV-Fußballprofis Jimmy Hartwig, der seinen Vater erst vor Kurzem wieder fand (S+).
Sie können das Heft ab morgen an gut sortierten Kiosken oder Supermärkten kaufen, im Buchhandel bestellen oder online hier beziehen. Digital finden Sie die Ausgabe hier.
Damit haben Sie hoffentlich genug Lesestoff für die nächsten Wochen – dieser Newsletter legt nämlich eine kleine Sommerpause ein. Ende August geht es weiter. Bis dahin wünsche ich Ihnen einen (hoffentlich aus positivem Anlass) unvergesslichen Sommer.
Ihre Eva-Maria Schnurr
Die Redaktion von SPIEGEL Geschichte empfiehlt:
Szenenbild aus dem Film »Führer und Verführer«
Stephan Pick / Zeitsprung / SWR / Wild Bunch
Neuer Film im Faktencheck: In »Führer und Verführer« geht es um Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels. Eitel, triebgesteuert und mit Eheproblemen wird der Demagoge gezeigt. Was an der Darstellung dran ist.
Bizarre Stellvertreter im Weißen Haus:
Donald Trump hat seinen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten enthüllt. Noch hat J.D. Vance die Chance, eine ungute Tradition zu brechen: Schon oft glänzte die Nummer Zwei in den USA mehr durch Makel als durch Fähigkeiten.
»Ich sehe die Angst, die die Deutschen fühlen«: US-Botschafterin Amy Gutmann ist eine gute Freundin von Joe Biden, nun verlässt sie Berlin. Hier spricht sie über die Flucht ihres Vaters vor den Nazis und was ihr Abschied
für die deutsch-amerikanischen Beziehungen bedeutet (S+).
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