Einer der Vorteile, wenn man leidenschaftlich ein Hobby betreibt, liegt darin, die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse im Nachhinein ebenso leidenschaftlich glorifizieren zu können. Wer will schon mit 30, 40, 50 oder 60 Jahren auf sein Leben zurückblicken und sich in einem nasskalten Nebel aus Langeweile und Tristesse wiederfinden? Stattdessen besitzt das menschliche Gehirn die gnädige Fähigkeit, die Vergangenheit in einem warmen Glanz erstrahlen zu lassen, in dem die noch immer geliebten Hobbys besonders viel von diesem Discolicht der Erinnerungen abbekommen.
Der Fußball bietet sich für diese Vernebelung ganz besonders hervorragend an. Das ganze Geschäft lebt sogar zum Teil davon, dass sich Menschen einst ganz klassisch im Kindes- oder Jugendalter in das Spiel und eine Mannschaft verliebten und dieser Zuneigung auch dann noch treu bleiben, wenn ihnen längst das Haupthaar ausgefallen oder der eigene Klub abgestiegen ist. Wenn dieser Tage die Winterpause der üblichen Spieltagsbeschäftigung am Wochenende einen Strich durch die Rechnung macht, rückt traditionell eine spezielle Form dieser innigen Liebe in den Fokus: der gute alte Hallenfußball.
Zustimmung statt Mitleid: Alte Herren vor ausverkaufter Kulisse
Wobei sich der Hallenfußball in der jüngeren Vergangenheit aus seinem ansonsten circa elf Monate andauernden Dornröschenschlaf befreien konnte, Baller-, Icon- und Kings-League sei Dank. Keine Wiederbelebung des seit Ende der Hallenmasters 2001 eingesargten professionellen Hallenfußballs, sondern eine neue Form der Unterhaltung, wie die Betreiber, Organisatoren und Unterstützer der Indoor-Ligen fürs Onlinepublikum nicht müde werden zu betonen. Der Totenkult des klassischen Hallenkicks findet stattdessen bei Traditionsturnieren statt, wie in diesen Tagen in Oldenburg, Lingen oder Frankfurt, wo Klubs wie Werder Bremen, Eintracht Frankfurt oder der Hamburger SV nicht ihre aktuellen Profikicker auflaufen lassen, sondern altgediente Pensionäre wie Ivan Klasnic, Charly Körbel oder Roy Präger.
Den Alten Herren bei ihren Bemühungen auf dem Kunstrasen zuzuschauen, ruft bei den Zuschauern nicht etwa Mitleid, sondern große Zustimmung hervor – der Veranstalter von »Budenzauber Emsland 2025« in Lingen meldet auf seiner Homepage stolz: »Sold out!«
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